Agile Transformation und was das mit komplex und kompliziert zu tun hat

komplex oder kompliziert

Agile Transformation und was das mit komplex und kompliziert zu tun hat

Kennen Sie diese Aussagen? Bei uns ist die agile Transformation im vollen Gange! Wir arbeiten schon seit Jahren agil! Ich habe gehört das die meisten eher einen hybriden Ansatz machen! Nein, bei uns im Unternemen passiert noch nicht viel, das Management hat zwar schon mal Andeutungen in Bezug auf eine agile Transformation gemacht, aber konkret ist noch nichts passiert. Naja, so einen alten Kahn wie der unsrige bewegt man nicht so schnell. Bei uns wird immer noch klassisches Projektmanagement betrieben.

Allen Aussagen gemein ist die Diskussion über die agile Transformation und was den nun das Heilmittel für eine erfolgreiche Zukunft ist

Warum sind agile Projektmanagement Methoden entstanden?

Weil man gemerkt hat, das das klassische Modell nicht in der Lage ist, die heutigen Prozesse umfassend abzubilden. Wir arbeiten heute völlig anders als früher!

Was ist nochmals der Klassische Ansatz?

Im klassischen Projektmanagement wird ein Projekt vorab phasenweise durchgeplant. Der Vorteil dabei sind die klaren Vorgaben in welcher Art und Weise das Projekt ablaufen soll. Die Ressourcen werden vorab den Projekt zugeteilt und die Kosten stehen zumindest ungefähr fest. Nicht zu vergessen ist der geplante Endtermin, die für viele Beteiligte ein psychologischer Placeboeffekt darstellt.

Was ist anders geworden – warum ist eine agile Transformation notwendig geworden?

Die heutige Arbeitswelt entspricht eher einem Cluster als einer Hierarchiefolge. Das alte und bewehrte Wasserfall Modell entspricht aber eher dem hierarchischen Arbeitsmodell und ist nicht einfach so auf unsere neue vernetzte Clusterwelt zu übertragen.

Wurden früher Entscheidungen immer von oben nach unten delegiert und weitergegeben, lässt sich heute keine klare Abfolge auf den ersten Blick erkennen. Doch auch chaotische Strukturen müssen beherrscht werden. Die Stunde der Agilität ist angebrochen.

agiles Projektmanagement

Was macht agil aus?

Das wichtige zuerst: Die Hierarchie hat ausgedient. Alle sind gleich und arbeiten gleichberechtigt an der Lösung, Niemand ist einem anderen innerhalb des Team weisungsbefugt und keiner sagt einem anderen was er zu tun hat. Die Teams organisieren sich selbst und tragen selbst Sorge dafür, das sie ein Arbeitsergebnis abliefern können. Da dieses Arbeitsergebnis aber nicht willkürlich gewählt wird, muss es einen Rahmen geben, der sicherstellt, das es einen Fokus gibt und das das Team ein vorher vereinbartes Ergebnis abliefern kann. Die Basis der agilen Methoden ist die Flexibilität, die Anpassungsfähigkeit und die Selbstorganisation der Teams. Das  Besondere ist dabei der stark ausgeprägte Teamgedanke und ein kontinuierlich stattfindender Verbesserungsprozess der nach jedem Sprint in der Retrospektive angestoßen wird. Die Retrospektive sorgt dafür, das aus den gemachten Erfahrungen ein Lernprozess stattfindet.

Und wie ist das jetzt mit dem Hybriden Ansatz?

Wie der Name vermuten lässt kombiniert diese Methode die beiden Welten: den klassischen- und den agilen Ansatz. Häufig kommt dieser Ansatz bei Großprojekten zum Einsatz. Dort werden dann je nach Ausprägung einzelne Teilprojekte agil oder klassisch gesteuert. Mit dem hybriden Ansatz können die klassische Aufbau- und Ablauforganisation mit den Rollen aus dem agilen Umfeld verknüpft werden. Das was jetzt erstmals nach einer Win Win Situation aussieht birgt aber auch Risiken, denn agile Teilprojekte in eine klassische Linienorganisation einzubinden ist nicht zwangsläufig unproblematisch. Um ein Scheitern zu vermeiden, ist es wichtig ein neues Metting Szenario zu etablieren und sinnvolle Berichtswege zu entwickeln. Grundsätzlich ist es auch eine gute Idee, wenn Stakeholder und andere Teilprojektleiter an den Sprintreviews teilnehmen und die Scrum Master und Projektleiter an den Meetings der klassischen Projektorganisation teilnehmen. So kann gewährleistet werden, das der Informationsaustausch funktioniert. Unabdingbar für den Erfolg ist jedoch, das es ein gegenseitiges Verständnis für die Arbeit der jeweils “anderen” Seite gibt. Wichtig für das Verständnis ist ist immer das Können, deshalb hängt der Erfolg auch davon ab, ob die Beteiligten über genügend Methodenkompetenz verfügen um sich in die Welt des jeweils anderen Ansatzes hineinzuversetzen und diese Arbeitsweise nachvollziehen zu können.

… und die ganze agile Transformation nur, weil es jetzt einen Unterschied zwischen Komplex und Kompliziert geben soll?

Ja, nur weil wir diesen Unterschied, der schon immer da war, in unserem Sprachgebrauch nicht scharf genug abgegrenzt haben. Da war die industrielle Entwicklung etwas konkreter, als wir in unserer Sprache, den es fand einen Wandel von komplexen Strukturen und Fragestellungen hin zu komplizierten Strukturen und Fragestellungen statt. Was ich damit meine zeigt ein Blick in die Geschichte.

agile Transformation

Die Märkte im Industriezeitalter waren primär durch Trägheit und feste Strukturen geprägt und wenig dynamisch, das änderte sich mit dem Eintritt ins Wissenszeitalter. In den letzten 15 Jahren kam es zu einer deutlichen Verschiebung hin zu mehr Komplexität und einer extrem hohen Dynamik. Dieser Veränderung muss Rechnung getragen werden. Neue Märkt entstehen rasend schnell, traditionsreiche und erfolgreiche Unternehmen sind auf einmal vom Markt verschwunden, weil die alte Technologie ausgedient hat. Ein gutes Beispiel dafür ist Konica oder Minolta aber auch Nokia, das ehemals erfolgreiche Unternehmen hat es bis heute nicht geschafft ein wettbewerbsfähiges Smartphone auf dem Markt zu platzieren – früher was das noch anders.

Wie also auf diese komplexe Dynamik reagieren?

komplex vs. kompliziert

 

Die Antwort lautet leider mal wieder durch Veränderung. Und zwar an unterschiedlichen Stellen. Weniger Macht, mehr Verständigung und mehr Vertrauen. Eine agile Transformation eben – um eine Antwort auf die neuen Anforderungen zu finden.  Ansätze die uns schon seit Jahen beschäftigen, den letzten Endes bedeutet das nicht anderes als ein Kulturwandel. Und genau dieser steht bei vielen Unternehmen im Moment auf der Agenda. Wir werden agil, wir transformieren uns, Organisation 2.0, Arbeiten 4.0, Future of Work, all diese Marketingphrasen stehen stellvertretend für genau diesen Ansatz. Die Unternehmen haben sehr wohl verstanden was zu tun ist, zumindest die Meisten, dennoch ist eine Transformation nichts was auf Kopfdruck passiert.  Macht abzugeben ist schwierig, zumindest für die, die über Jahrzehnte darauf hingearbeitet haben sie “endlich” zu erhalten und so wird der Wandel auch zur Generationenfrage. Für die Generation Y und Z ist Macht nichts erstrebenswertes, nichts wofür sie bereit wären ihren Freiraum und ihre Flexibilität aufzugeben und deshalb wird er gelingen der Unternehmenswandel – weil die neue Generation ihn gnadenlos einfordern wird.

agile Transformation

Fazit:

Agilität wir für immer mehr von uns zum Alltag. Wissensarbeiter werden immer mehr auf agile Strukturen drängen und diese auch einfordern. Der anstehende Generationenwechsel wird den Wandel vorantreiben und etablieren. In der Übergangszeit werden viele an Hybriden Modellen festhalten, weil die agile Transition vom Management ausgebremst wird, oder die Organisation den Wandel blockiert. Ohne Zweifel steht jedoch fest: Die Zukunft bleibt komplex und wird immer agiler.

Hinweis: die tollen blau /roten Grafiken stammen von Herrn Niels Pflaging, der hat auch ein tolles Buch über dieses Thema geschrieben, falls Sie mehr darüber lesen wollen – ist es wirklich empfehlenswert.

agile Transition in Unternehmen


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