Digital Natives im Projektmanagement -eine Revolution!

Digital Natives im Projektmanagement

Hat das Projektmanagement ausgedient?

In der Blogparade des Projektmagazins geht es um die Vorreiter Rolle im Projektmanagement, wer hat sie inne, der Mensch, sprich der Projektleiter, oder die Methode bzw. die Technik. Diese Fragestellung ist so spannend, kontrovers und umfassend, das sie gerade deshalb nie zu Ende erzählt ist.
Vielleicht wird es gerade deshalb Zeit, eine neue Dimension ins Spiel zu bringen. Den Aspekt der Zukunft. Wird es überhaupt noch Projektmanagement geben? Natürlich, ist die nahezu reflexartige Antwort. Jede Studie stellt einen Anstieg der Projektarbeit in Zukunft fest und ein Ende ist für Niemanden so richtig in Sicht. Oder?!

Da rollt etwas auf uns zu…?

Für mich ist das Thema Projektmanagement ebenfalls unantastbar, bis ich von Amazon folgende Buchempfehlung bekam: „Das Ende des Projektmanagements“ von Roland Hanisch. Meine erste Reaktion war, naja starker Titel der viel Aufmerksamkeit erzeugt. Da ProjectPlant aber ausschließlich im Projektmanagement Umfeld tätig ist, und wir der tiefsten Überzeugung sind, dass wir in einem dynamischen und fortschrittlichem Umfeld agieren, fand ich einen zweiten Blick durchaus angebracht. Und siehe da, der Autor nennt bereits im Untertitel eine Begründung für seine gewagte These. Sie lautet: „Wie die Digital Natives die Führung übernehmen und Unternehmen verändern werden.“ Ok, das überzeugt mich und macht mich zum interessierten Leser. Hier die spannendsten Erkenntnisse.

Klar, die Digital Natives sind in aller Munde bzw. Presse. Ihnen wird viel nachgesagt, und in der Tat verhalten Sie sich anders als die Generationen die aktuell den Arbeitsmarkt prägen. Das sind die Generation der Babyboomer und die Generation X oder Generation Golf. Fakt ist jedoch auch, das alle Babyboomer ab 2031 in Rente sein werden. Das sind ungefähr 8,5 Millionen Arbeitskräfte, die bis zum Jahr 2031 den Arbeitsmarkt verlassen werden. Die geburtenschwächeren Generationen werden den Arbeitsmarkt also dominieren und neu prägen.Es wird also mit Sicherheit eine Veränderung geben. Die Frage ist  nur wie sieht sie aus.

Ist PM mit den Digital Natives im Projektmanagement dem Tode geweiht?

Die aktuellen Organisationsstrukturen sind dem Industriezeitalter zuzuordnen. Geführt wird in der Linie, dazwischen werden Projekte aufgehängt. Die heterogen zusammengestellten Projektteams aus unterschiedlichen Abteilungen, wissen nicht welche Priorität die Projektarbeit im Vergleich zur Linienarbeit einnehmen soll. Die Führung ist nicht klar geregelt, genauso verhält es sich mit dem Budget und der Zeitplanung. Irgendwie zum Scheitern verurteilt und gar nicht zeitgemäß. Den das Industriezeitalter ist vorbei, wir sind längst Teil von komplexen sozialen Hochleistungssystemen geworden, die völlig andere Rahmenbedingungen einfordern. Es fängt also an ordentlich ich Getriebe zu knirschen. Hanisch beschreibt es wie folgt: „ Der Bezugspunkt der Organisation ist nicht mehr die heldenhafte Führungskraft, sondern das vernetzte System selbst. Deshalb müsse sich die Führungskraft auch nicht mehr auf sich selbst, ihre eigenen Ideen, ihre Führungshandlungen konzentrieren, sondern auf das Zusammenspiel der Dinge, Strukturen, Prozesse und Menschen.“ Er vermutet zu recht, dass diese Tatsache bei den Vertretern der Generation Y (so werden die Digital Natives auch bezeichnet) Freude auslöst, bei den „alten Hasen“ jedoch eher Zerknirschtheit.

Heißt nichts anderes als dass das Prinzip erst planen und dann exakt umsetzen nicht mehr funktionieren wird. Gefragt sind jetzt Kommunikation in Echtzeit also vernetzt und simultan. Durch direkte Kommunikation ergeben sich neue Ideen und die Möglichkeit Dinge zu verändern, da machen starre Pläne keinen Sinn. Halten wir also fest: Zeit lässt sich in Zukunft nicht mehr managen. Wie müssen wir aber dann in Zukunft mit ihr umgehen?

Was ist das besondere an den Digital Natives?

Wie häufig sind sich Wissenschaftler und Soziologen nicht einig, dennoch lassen sich bei allen Ansätzen Parallelen finden. Hier ein paar Erklärungen dazu.

Diese junge Generation übernimmt jetzt das Steuer in den Unternehmen. Sie scheint das bisher als unvereinbar Geltende vereinen zu können. Sie liegen mit Laptops am Strand und arbeiten hart an einer neuen Idee. Sie wollen selbst entscheiden wann, wo und wie sie Leistung bringen und sie wünschen sich Sicherheit. Sie wollen immer vernetzt sein und ihr Telefon nach Lust und Laune ignorieren. Spaß wollen sie im Leben haben und im Job vorankommen, wobei beides auch das Gleiche sein kann. Außerdem wollen sie auch noch ein bisschen mit ihren Kindern spielen und die Welt retten.

http://blog.instaffo.com/digital-natives

https://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Native

Aber die Projektarbeit wird doch immer wichtiger?

Die Projektarbeit nimmt in Unternehmen einen immer größeren Raum ein und löst zunehmend die Arbeit in der klassischen Linienorganisation ab. In den letzten zwei bis drei Jahren ist ihr Anteil um 62 Prozent gestiegen. Insgesamt verbringen Mitarbeiter aus den Bereichen IT, Finanzen sowie Forschung & Entwicklung mittlerweile 35 Prozent ihrer Arbeitszeit in Projekten. In der IT sind es bereits 45 Prozent. So lauten die Erkenntnisse der aktuellen Studie „Von starren Prozessen zu agilen Projekten“, die der Mannheimer Personaldienstleister Hays in Zusammenarbeit mit den Beratern von Pierre Audoin Consultants (PAC) zum Status quo der digitalen Transformation in Unternehmen durchgeführt hat. 

Wie arbeiten Digital Natives?

Junge Berufstätige suchen demnach heute eher einen Coach als einen Chef. Die Generation Y ist es gewohnt, mit den Eltern auf Augenhöhe zu sprechen und gemeinsam Entscheidungen zu treffen, sagte der bekannte Jugendforscher Klaus Hurrelmann, Professor an der Hertie School of Governance. Sie erwarte das nun auch von ihren Vorgesetzten: „Da prallen teilweise Welten aufeinander.“

Digital Natives sind zu einem hohen Teil sogenannte Wissensarbeiter. Was so viel bedeutet wie, sie können theoretisch von überall aus arbeiten, benötigen keine klassische Büroarbeitsplätze oder festgelegte Arbeitszeiten mehr. Sie sind zwar nicht zwingend global mobil, aber für sie ist es normal rund um den Globus zu kommunizieren.

Was bedeutet das für das Projektmanagement?

Projekte sind nicht mehr an Orte gebunden. Sie können zwar auch noch weiterhin in einem Unternehmen oder bei einem Kunden stattfinden, müssen es aber nicht. Denkbar wären auch wechselnde reale Plätze, oder komplett virtuelle Orte. Digital Natives betrachten ihre Kollegen häufig als Freunde. Oder umgekehrt ihre Freunde als Kollegen. Studien zeigen, dass sie ihrem Projekt-Freundeskreis im Zweifelsfall eher treu sind als ihrem Arbeitgeber. Starre Hierarchien finden Digital Natives unlogisch. Sie reden auf Augenhöhe, fordern viel Feedback ein, geben aber auch selbst viel Feedback und das sowohl direkt, gerne auch in die oberste Führungsriege hinein, oder indirekt über einschlägige Internetplattformen. Digital Natives denken nicht in Kategorien eines großen Masterplans, sondern eher aus Sicht eines Lego Baukasten. Sie überlegen nicht, wo sie in fünf oder zehn Jahren stehen wollen. Sie planen auch nicht exakt welche Arbeitsschritte sie in acht Wochen erledigt haben wollen. Stattdessen geht es um eine ungefähre Richtung, sie überlegen dann jeden Tag, wie viel Arbeit in wie viele Legostein-Zeiteinheiten passen könnte, und wie sich diese Zeitsteine am besten so aufeinander bauen lassen, dass die Sache Spaß macht, stabil genug steht und eventuell auch noch schön aussieht.

Hat “Karriere machen” ausgedient?

Im herkömmlichen Wortsinn Ja. Es geht nicht mehr um den großen Firmenwagen oder andere Statussymbole, sondern vielmehr um die Freiheit mit Freunden wann, wie und wo auch immer zu arbeiten, Sport zu treiben oder ausruhen zu können. Für das Projektmanagement heißt das nichts anderes als dass es in Zukunft viel mehr Zeit und Energie erfordern wird, durch permanentes Feedback und intensive gemeinsame Kommunikation Mitarbeiter in Projekten zu halten. Abhängigkeiten spielen für diese Generation keine große Rolle. Unbefristete Arbeitsverträge sind nicht mehr so wichtig, weil die so wichtige Flexibilität dadurch nicht mehr möglich wäre. Digital Natives wollen jederzeit die Möglichkeit haben, mal eine Weile weniger oder gar nicht zu arbeiten. Das sogenannte Downshifting wird nicht mehr als Degradierung oder als sozialer Abstieg gesehen, sondern gilt als neue Form der Lebenskunst.

Wie wird sich die Arbeitswelt verändern?

Früher galt derjenige als besonders erfolgreich, der möglichst fokussiert seinen Lebensplan verfolgt hat. Dieses Konzept hat ausgedient. Die Digital Natives bewegen sich von Projekt zu Projekt. Es geht nicht mehr um biographische Kontinuität. Normal ist jetzt die Diskontinuität. Befristete Engagements führen einerseits zu mehr Freiheit, verändern aber auch gleichzeitig den Charakter der Projektarbeit. Neben der Arbeit selbst tritt auch die Performance der eigenen Person, die notwendig ist, um sich für weitere Projekte oder Folgeprojekte zu empfehlen in den Vordergrund. Dadurch leidet die Produktivität und die Selbstdarstellung erhält einen immer höheren Stellenwert. Überspitzt formuliert hießt das die Projektarbeit wird zu einer Art „Casting Show“.
Für das Projektmanagement heißt das, dass nicht nur die Märkte flüchtiger werden und die Entwicklungszyklen kürzer, auch die Mitarbeiter bewegen sich schneller zwischen den Projekten, Arbeitgebern und Branchen. Dadurch entsteht für das Projektmanagement eine neue Herausforderung. Wenn mit den einzelnen Personen verbundenes Wissen kurzfristig abwandert, kann dies für Projekte gefährlich werden. Denn bei aller modernen Zeitflexibilität der Aufbau eines produktiven Teams von heute auf morgen funktioniert nicht.

Digital Natives im Projektmanagement – was wird kommen?

Die Digital Natives lösen die Probleme des Projektmanagements, indem sie die herkömmlichen bewährten Methoden nicht weiter verbessert oder verändert oder anpassen, sondern indem sie sich grundsätzlich vom Projektmanagement verabschieden, dadurch wird das Problem des Scheitern von Projekten quasi obsolet. Dennoch stellt Projektarbeit an sich ein interessantes Bestätigungsfeld für diese Generation dar.

Wird es noch Projektleiter geben?

Mit dem Wandel im Projektmanagement wird sich auch die Rolle des Projektleiters wandeln. Seine Rolle wird vermehrt von wechselnden Personen im Team übernommen oder sogar auf mehrere Personen aufgeteilt. Die Zuständigkeiten sind klar, doch der Hut der Verantwortung wandert. Und die Führung ändert sich auch. Die Führungskräfte der alten Schule, die sich selbst als breitschultrige Kapitäne auf der Brücke von Riesentankern erlebten dienen nicht mehr als Vorbild. Die neuen Zeitmanager sind Postheroen. Sie kämpfen nicht um die Einhaltung absurder, irgendwo am grünen Tisch entworfener Zeitpläne. Sie verzichten auf einsame Entscheidungen, Machtworte und starke Gesten. Die Besten von ihnen verstehen es vielmehr den Dingen ihren lauf zu lassen, weil der lauf der Dinge nicht zu stoppen ist, wohl aber zu steuern ist. Sie schauen weniger auf ihre Pläne, sondern auf das Potenzial der gegebenen Situation und ergreifen im richtigen Augenblick die richtigen weil günstigen Gelegenheiten. Diese Haltung ist die Basis auf der die hohe Kunst des guten Führungstimings fußt. Es geht also darum, weniger zu führen, um insgesamt schneller und beweglicher agieren zu können – und das mithilfe neuer medialer Möglichkeiten.
Lange Konferenzen zum Projektfortschritt gehören der Vergangenheit an. Früher dienten diese als Grundlage für eine umfassende Projektdokumentation. Bald werden sie ersetzt durch schnellere und präzisere Methoden (z.B.: dem Microbloging) die weitgehend ohne Steuerung durch eine Führungskraft funktionieren. Die Rolle des Projektmanagers ändert sich radikal. Er muss sich vom technokratischen Ortsverwalter in einen virtuosen Dramaturgen verwandeln, der Orte und Zeiten aufeinander abstimmen kann um so das Beste aus dem Team heraus zu holen.

Und … wie werden Digital Natives im Projektmanagement arbeiten?

1. Agiles Projektmanagement hat das Potenzial sich zu der Projektmanagementmethode der Digital Natives zu entwickeln. Agile Zugänge machen es möglich den Faktor Zeit in den Griff zu bekommen,indem man sie gerade nicht per Stoppuhr und Kalender in die Mangel nimmt. HIer gibt es mehr zu Scum, einer der Agilen Methoden.
Es gibt aber auch klare Grenzen der Agilität:

  • rechtliche Rahmenbedingungen, die Arbeitszeiten klar regeln und eben nicht so flexibel sind
  • feste Termine: Wenn ein Projekt eine klare Zeitvorgabe hat, dann kommen agile Methoden schnell an ihre Grenzen
  • das agile Team muss gut zusammen passen: Schlechte Stimmung stört agiles Handeln
  • agile Methoden sollten nicht mit purem Aktionismus Verwechselt werden. Wichtiges Stichwort hier: Termin gehalten aber das falsche Ziel erreicht.

2. Virtualisierung – mehr Videokonferenzen und mehr Einsatz von Social-Media- Werkzeuge

3. Multiplizierung von Projekten durch vermehrtes Arbeiten in parallelen Welten (digital und real)

4. höheres Tempo – virtuelle Zusammenarbeit per Videokonferenz oder Chat beschleunigen Prozesse. Reisezeiten oder „Wanderzeiten“ innerhalb von Bürogebäuden werden überflüssig. Informelle Treffen werden zur neuen Form der formellen Zusammenarbeit und last but not least ist klar, dass junge Teams viel Zeit gewinnen, wenn bürokratische Hürden erst gar nicht überwunden werden müssen.

5. Inspiration – Arbeiten wo ich es am besten kann und wo ich am kreativsten bin

6. Arbeiten an wechselnden Orten – das ein Team an einem einzigen Ort tätig wird, ist heute schon retro. Selbstverständlich wechseln das komplette Team oder einzelne Teammitglieder permanent den realen Ort, während die Daten in der „Cloud“ und die gemeinsamen virtuellen Plattformen die Rolle stabiler Treffpunkte übernommen haben.

7. Arbeiten in parallelen Welten – Projektmanager stehen heute vor der Aufgabe, reale und virtuelle Räume situativ zu nutzen und zu integrieren. Die Kunst besteht darin jeweils die beste Variante der Kommunikation und der Kollaboration auszuwählen ohne sich in technischen Spielereien zu verzetteln.

8. Life-Integration – im Idealfall wirkt sich der agile Umgang mit Zeit und Ort positiv auf die Lebensqualität der Mitarbeiter aus, was in Projekten wiederum zu einer positiven Wirkung auf Faktoren wie Qualität, Innovation und Termintreue führen kann. Digital Natives haben immer nicht nur ihr Projekt, sondern auch immer sich selbst im Blick. Wahrscheinlich mehr als jede Generation vor ihnen. So gelingt es ihnen, nicht trotz, sondern gerade durch den agilen Umgang mit Arbeitsorten besser bei sich selbst zu bleiben.

Die wichtigsten Veränderungen unter den Digital Natives im Projektmanagement auf den Punkt gebracht!

  • große Institutionen, darunter auch Unternehmen verlieren an Bedeutung. Im Gegensatz dazu werden informelle soziale Zusammenhänge wichtiger.
  • Die Loyalität zum eigenen Freundeskreis (dazu zählen auch die Kollegen) wird wichtiger als die zu einem Arbeitgeber.
  • steigende Werteorientierung: Unter Freunden, die gemeinsam an einem Thema arbeiten zählt eben der Sinngehalt oder ethische Wert dieses Themas mehr als der monetäre Profit. Allerdings wird auch von den Führungskräften erwartet, dass Sie „anständiger“ werden, nur so werden ihnen die jungen Mitarbeiter überhaupt noch folgen.
  • Teilen verbindet: Das bisher etablierte Kommunikationsschema, das Kommunikation von oben nach unten verläuft hat ausgedient. Ein derartiger Umgang mit Information wirkt auf die Digital Natives absurd. Eine Vorreiterfunktion nimmt derjenige ein, der Informationen auf eine intelligente Art und Weise auswählt und weitergibt, der Zusammenhänge erkennt und Wissen neu verknüpft, der Komplexität reduziert und gegen mangelhafte Darstellungen angeht, der kann es in den Netzwerken der Digital Natives weit bringen. Viele Unternehmen versuchen dies mit Wikis, Microblogs oder diversen Social- Software-Plattformen intern umzusetzen.
  • Kommunikation auf Augenhöhe: Freie Meinungsäußerung wird selbstverständlich, das Du auch. Der positive Aspekt dahinter, es schafft mehr Nähe und Vertrauen im Team, sorgt für weniger Missverständnisse und eine größere Verbindlichkeit – wie unter Freunden eben. Ein Gefahr birgt diese „Kuschelkultur“ aber dennoch, ein wirklich konstruktiver Umgang mit Konflikten ist fast nicht mehr möglich.
  • Mangelnde Verbindlichkeit: Sind die Digital Natives bereit Budgetverantwortung zu übernehmen, oder gar unpopuläre Entscheidungen zu treffen, wie z. B. Mitarbeiter zu entlassen. Harald Mayer Präsident des Tee- und Kaffeeverbandes bringt es so au den Punkt: „Führen polarisiert automatisch. Doch die junge Generation geht der Streitkultur gerne aus dem Weg.“
  • Kommunikations Overhead. Ständig sofort zu kommunizieren und jedem Informationsimpuls sofort folge zu leisten, kann auch Probleme verursachen, ja manchmal sogar verantwortungslos erscheinen. Das Ganze führt zu einer Trägheit. Zwar werden Arbeiten und Ergebnisse schnell weitergeleitet, aber es wird keine End-to-End Verantwortung mehr übernommen.
  • Flexibilisierung: Höhere Fluktuation im Team führt dazu das sich Projektteams immer wieder neu zusammenfinden müssen. Gleichzeitig führt das Arbeiten unter Hochdruck und unter komplexen Rahmenbedingungen dazu, dass alle Teammitglieder flexibel mit ihren Rollen umgehen müssen.

Wie Projekte in Zukunft geführt werden?

Charisma und Kompetenz
Führung durch Bestechung, Strafe, Macht und der politische Umgang mit Informationen werden zunehmend ersetzt durch eine Führung via Charisma und überzeugender Kompetenz. Projektmitarbeiter folgen im Idealfall nicht mehr unfreiwillig durch den ausgeübten Druck, sondern freiwillig durch einen wirkungsvollen Sog.

Dialog und Reflexion
An die Stelle der Anordnung treten gemeinsamer Dialog und Reflexion. So wird eine Entwicklung möglich, die tendenziell zukunftsoffen ist und damit mehr Potenziale bietet als eine vorgesteuerte Entwicklung.

Ziele
Projektmanagement ist heute nicht mehr möglich, wenn eine Führungskraft versucht, den Weg zu einem Ziel detailliert vorzugeben. Deshalb gilt das ‚Management by Objectives‘ in Zukunft als besonders zielführend.

Selbstführung
Da sich die komplexen Rahmenbedingungen eines Projektes oft nicht mehr steuern lassen und Projektmitglieder ebenfalls weitgehend in die Selbstorganisation entlassen worden sind, bleibt Führungskräften kaum mehr übrig, als sich selbst zu führen. Einerseits ist dies eine sinnvolle Überlegung, weil die Fähigkeit zur Selbstführung ein wichtiges Merkmal einer reifen und damit führungsfähigen Persönlichkeit darstellt. Andererseits kann die Überbetonung der Selbstführung im Sinne einer Selbstoptimierung aber auch zur Überforderung führen.

Eine Zukunft voller Bewegung

Die Märkte, die Kundenanforderungen und damit einhergehend die Projektziele und damit auch die Kosten, Qualitäten sowie der Umgang mit Zeiten und Terminen, alles ist im Fluss. Teams ändern sich ständig und organisieren sich selbst. Das Projektmanagement muss sich gewaltig verändern um mit diesen neuen Gegebenheiten Schritt halten zu können.

Folgende Faktoren spielen dabei eine zentrale Rolle

Zeit: Im Projektmanagement ist Erfolg nicht mehr denen vorbehalten die den gesetzten Zeitrahmen einhalten, sondern denen die spontan und schnell handeln und sich auf neue Rahmenbedingungen flexibel einstellen.

Ort: Das Projektmanagement ändert sich grundlegend, weil der Umgang mit Arbeitsorten zum einen multipel und zweitens zunehmend virtuell wird. Der sinnvolle und geschickte Einsatz inspirierender Arbeitsorte wird zu einem zukünftigen Erfolgsfaktor.

Team: Kollegen werden zu Freunden, die Mitgliedschaft in einem Team wird für immer mehr Player zu einem Gastspiel. Projektmanager müssen daher immer größere Fähigkeiten entwickeln, emotional und flexibel zu kommunizieren und das Team in kürzester Zeit zu Höchstleistungen zu motivieren.

Führung: Hierarchien werden aufgebrochen. Das Team will selbstbewusst mit entscheiden und will in alle Kommunikationsprozesse eingebunden sein. Projektleiter müssen eine starke Persönlichkeit entwickeln, damit ihnen die Teammitglieder freiwillig folgen. Projekte lassen sich nicht mehr so führen wie vor zehn oder zwanzig Jahren. Dennoch wird es vermutlich auch in Zukunft Führungskräfte geben. Für den Fall, dass es nicht weitergeht, eine Entscheidung getroffen werden muss für deren Konsequenzen man einstehen muss. Jemand der dem Projektteam den Rücken frei hält sobald Druck vom Management oder von Kundenseite ausgeübt wird. Nicht zu vergessen die „politische“ Rolle des Projektleiters die Leistungen des Projektteams nach innen und nach außen sichtbar zu machen.

Fazit

Revolution ist kein schlechtes Wort, um das zu beschreiben, was in Zukunft im Projektmanagement passieren wird. Es wird ordentlich knirschen und scheppern und zwar bei allen Systembeteiligten. Die Zusammenarbeit der Generationen wird sich einspielen müssen. Das gelingt nur mit Kompromissen auf beiden Seiten. Ich denke, das jede Vision und jeder natürliche Impuls auch einen Realitätscheck bestehen muss. Wenn er das nicht kann, sollte über eine Anpassung nachgedacht werden. Schließlich können wir nicht alle mit unsichtbaren persönlichen “Brechstangen” durchs Leben laufen.  Unternehmen müssen ihre Strukturen überdenken und ihre Personalstrategie ebenfalls. Ob das Projektmanagement diesen Prozess unbeschadet überstehen wird, vermutlich nicht, aber es wird  höchstwahrscheinlich ein Projektmanagement 2.0 geben. Vielleicht gar nicht so schlecht, oder? Was in Zukunft wichtiger bzw. besser sein wird, der Mensch oder die Methode, wir werden es sehen. Fakt ist, dass der Mensch die Rahmenbedingungen prägen wird innerhalb derer eine Methode sich bewähren muss. Und das ist etwas, was sich zum Glück so schnell nicht verändern wird, denn bei aller Veränderung ein willen- und kopfloses Wesen ist der Mensch, egal welcher Generation er angehört, nicht.


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